Lamellenbild aus dem 19. Jahrhundert

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Advent, Advent, Advent… Inzwischen weihnachtet es bei den meisten. Auch wir waren bemüht, passend zu dieser Jahreszeit eine nicht alltägliche Antiquität zu präsentieren. Unsere Wahl fiel auf das Biedermeier-Lamellenbild mit der hlg. Jungfrau Maria und Jesus Christus. Doch was hat das Bild mit Weihnachten und Bastel-Arbeit zu tun? Und: Können Sie erraten, was dieses Bild mit modernster Technik verbindet? Lassen Sie sich überraschen.

Die Darstellungen

An Weihnachten wird die Geburt Jesus gefeiert. Eine wirklich zentrale Rolle kommt dabei der Heiligen Jungfrau Maria zu. Ihre biologische Jungfräulichkeit, nicht nur bei der Empfängnis, sondern auch noch während der Geburt und auch danach, ist nach wie vor Thema in und außerhalb der Kirche und wurde schon früh zum Dogma erklärt. Es gibt noch eine andere (etwas weniger kritisierte, jedoch jüngere) Auslegung der Jungfräulichkeit: Maria wurde selbst ohne die Erbsünde gezeugt und hat frei von jeder Sünde Jesus empfangen. Sie ist also jungfräulich im Hinblick auf Sünden. Der blaue Mantel, das typische Gewand Marias, symbolisiert diese Unschuldigkeit. Wie auch immer: Wenn es um die Geburt Jesus geht, so kommt man um die Jungfrau Maria nicht herum.

Oft wird angenommen, dass Weihnachten, also das Fest der Geburt von Jesus, das höchste Fest der Christen ist. Dies ist nicht der Fall. Karfreitag, also der Tag der Kreuzigung Christus und Ostern sind die höchsten Feiertage der christlichen Kirchengemeinschaft. Jesus Sterben für die Sünden der Welt und seine Auferstehung von den Toten bilden den Grundstein des christlichen Glaubens. Entsprechend zentral und präsent sind die Motive rund um diese Ereignisse. Zu den sehr starken Symbolen zählen die bekannten „Herzansichten“: Jesus Christus und die Heilige Maria zeigen ein mit Dornen bekröntes Herz, oft mit Flammen oder einem Kreuz verziert. Wenige wissen, wie zentral das Heiligste Herz Jesu im christlichen Glauben ist. Am Kreuze wird sein Herz durchbohrt und aus dieser Seitenwunde entspringt, so die kirchliche Deutung, die Kirche (die Glaubensgemeinschaft, nicht das Gebäude).

Doch das historisch sehr interessante Motiv ist nicht der Grund, weshalb wir dieses Bild zum Möbel des Monat küren. Es ist die Technik, die gewürdigt werden will.

Riefel-, Lamellen- und Harfenbilder

Das Riefelbild ist der Vorgänger des Harfenbildes und vereint zwei Bilder in einem. Von vorne betrachtet ergibt sich kein sinnvolles Bild. Dies geschieht erst durch einen schrägen Blick von Links oder Rechts. Zuerst wurde dieser Effekt mithilfe einer speziellen Unterlage erzeugt. Kanthölzer, deren Querschnitt dreieckig waren, wurden Kante an Kante auf eine Unterlage befestigt. Auf die restlichen Seiten (Links und Rechts) wurden wiederum die in Streifen geschnittenen Bilder befestigt. Später wurde derselbe Effekt mithilfe von Pappkarton und einer Ziehharmonika-artigen Falttechnik erzeugt. Lamellenbilder (auch Harfenbilder oder Triscenorama genannt) vereinen insgesamt drei Bilder und haben den Vorteil, dass man auch bei der frontalen Ansicht ein sinnvolles Motiv betrachten kann.

Lamellenbild frontal betrachtet.
Lamellenbild von links betrachtet
Lamellenbild von rechts betrachtet

Hier wurden die Schrägansichten auf senkrecht auf die Unterseite befestigten Wänden geklebt. Wahlweise finden sich die Schrägansichten auch an Drähten befestigt, die wie Harfensaiten am Rahmen befestigt wurden (daher der Name Harfenbild). Auch mithilfe einer etwas komplizierteren Falttechnik konnte dieser Effekt erzeugt werden. Die Möglichkeit mehrere Bilder in einem darzustellen, gab es ab den 17. Jahrhundert und wurden besonders um 19. Jahrhundert beliebt. Im Zuge der Heiligenverehrung und Wallfahrten finden sich besonders religiöse Motive. Die Lamellenbilder eignen sich hervorragend, um das Motiv der Dreifaltigkeit Gottes darzustellen oder aber, wie in unserem Fall, die Heilige Familie. Aber auch Bilder von Herrscherfamilien und Militäraufnahmen lassen sich finden. Auch heutzutage ist die Technik des Lamellenbildes noch beliebt. Wenngleich auch mit anderen Motiven: Paarbilder, Familienfotos oder Landschaftsaufnahmen zählen zu den Favoriten.

Wandelbare Bildnisse und modernste Technik

Wir kennen das Prinzip des Lamellenbildes aus unserem Alltag. An Bahnhöfen, Tankstellen und Plätzen mit hoher Besuchfrequenz finden sich bewegte Werbetafeln, auf der mithilfe von drehbaren dreiseitigen Zylinder die Bilder wechseln (Prismenbilder). Dies sind Möglichkeiten nach dem Prinzip des Lamellenbildes auf kleinem Platz, mehr Bilder unterzubringen. Auch die sogenannten Wackelbilder erfüllen diesen Zweck. Sie funktionieren nach einem anderen, aber doch verwandten Prinzip. Hier wird nicht das Bild, sondern die Oberfläche so verändert, dass durch Lichtbrechung zwei Bilder in einem „versteckt“ werden können. Doch es geht noch weiter. Physikalische Überlegungen zu dem Thema sollen zu einer Entwicklung eines 3D Fernsehers führen, der nach einer ähnlichen Methode arbeitet. 3D Fernsehen ganz ohne Brille und anderen Schnickschnack – ein weitläufig verwandter Nachkomme der alten Volkskunst des Lamellenbildes.

Quellen: