Ein Blick hinter die Kulissen: vom Antiquitäten-Ankauf bis zur Vermarktung

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Der Schwarzwald ist durch seine aufwendig geschnitzten Kuckucksuhren weltweit bekannt. So sind die Schwarzwalduhren z.B. den Amerikanern genauso ein Begriff (Black Forest Clock), wie FC Bayern München oder das Oktoberfest. In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen eine schöne Schnitzarbeit aus dem Schwarzwald vorstellen. Es handelt sich jedoch nicht um eine Schwarzwalduhr, sondern um ein fein beschnitztes Tischkreuz von ca. 1910/20. Anhand dieser Antiquität möchten wir Ihnen dieses Mal einen Blick hinter die Kulissen bieten. Wir wollen Ihnen beispielhaft die Schritte vorstellen, welche notwendig sind, bevor wir Ihnen ein neues Schmuckstück auf unserer Homepage präsentieren können.

1. Schritt: Kontaktaufnahme

Die meisten Ankaufsangebote bekommen wir per E-Mail mit Fotos und der Standortangabe. Dieser Kontaktweg ist für uns ideal: Anhand des Fotos können wir bereits das Alter, den ungefähren Zustand und einen erzielbaren Verkaufswert einschätzen; die Standortangabe ist für uns relevant, um das Verhältnis zwischen Wert und Logistikaufwand abwägen zu können. Dieses Mal sollte es uns in den Schwarzwald führen. Angeboten wurden eine Spätbiedermeierkonsole und das Tischkreuz aus diesem Monat. Beide Objekte sind qualitätsvoll beschnitzt, stammen aber aus unterschiedlichen Epochen.

Wenn uns die angebotenen Objekte zusagen, kontaktieren wir den Verkäufer und schauen, ob wir miteinander ins Geschäft kommen. Die Preisauslotung findet meist vorab telefonisch statt, dass keiner der beiden Verhandlungspartner eine Überraschung erlebt. Hat man sich bezüglich des Preises geeinigt, wird ein Besichtigungstermin vereinbart.

2. Schritt: Begutachtung und Kauf

Vor Ort nehmen wir die angebotenen Stücke unter die Lupe und prüfen besonders das Alter und die Echtheit genau. Wir legen Wert darauf, ausschließlich mit originalen Antiquitäten zu handeln und wollen keine reproduzierten oder umgebauten Objekte auf unserer Seite anbieten. Dafür achten wir auf Details, wie z.B. Werkspuren, Verarbeitung und andere spezifische Merkmale, die ein nicht fachkundiger (Ver-)Käufer selten wahrnimmt. Eine große Rolle spielen auch unsere langjährigen Erfahrungen im Antiquitätenhandel. Je größer und umfangreicher ein Objekt ist, desto mehr Hinweise sind auf die Zeit vorhanden. Bei dem Tischkreuz lieferten die Rückwand, die Schrauben und die Formensprache eindeutige Hinweise. Die originale Rückwand aus Sperrholz, sowie die verwendeten, ebenfalls originalen Schlitzschrauben deuten auf die bereits industriealisierte Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Manchchmal erleben wir bei solchen Besichtigungen auch Überraschungen: Die beeindruckende Größe des Tischkreuzes hatten wir nicht erwartet.

Oftmals werden wir von interessierten Käufern gefragt, wie wir zu unseren Antiquitäten kommen und wer uns diese verkauft. Allgemein handelt es sich bei unseren Anbietern um Erben, die keinen geeigneten Platz haben, (Zwischen-)Händler, welche sich auf andere Objekte spezialisiert haben oder Sammler, die aus Platzgründen verkaufen möchten. In diesem Fall hatte eine junge Familie das Pfarrhaus gekauft, in dem die Möbelstücke bisher standen und benötigte noch Geld für die anstehende Renovierung. Den vereinbarten Preis bezahlten wir, wie es die Regel ist, in bar gegen Quittung und verstauten die beiden Neuerwerbungen fachgerecht in unserem Transporter. Dieser Moment zählt zu den schönsten in unserem Beruf: Es freut uns, wieder ein neues antikes Schmuckstück entdeckt und erworben zu haben. Doch bevor wir Sie als zukünftige Kunden an diesem Glücksgefühl teilhaben lassen können, müssen wir noch ein wenig Arbeit in die guten Stücke stecken.

3. Schritt: Restaurierung und andere Schönheitskuren

In der Regel sind die Möbelstücke, wenn wir sie erwerben, in einem restaurierungsbedürftigen Zustand. Der Zahn der Zeit, Gebrauchsspuren und spröde gewordene Verleimungen beeinträchtigen sowohl die Optik, als auch die Benutzbarkeit. Um die Schönheit und Benutzbarkeit wieder sichtbar zu machen, ist eine fachgerechte Restaurierung von Nöten. So viel wie nötig und so wenig wie möglich, um zu Erhalten ohne die Originalsubstanz zu beschädigen, die Patina zu verlieren und die Geschichte des Möbels zu verfälschen.

In diesem Fall war das Tischkreuz in einem sehr guten Zustand, es war lediglich stark verstaubt und zwei Ähren fehlen. Zur Reinigung wurde die Rückwand abgeschraubt und die dargestellten, stilisierten Felsblöcke behutsam herausgenommen. Auch die restliche Oberfläche wurde sorgfältig von einer dicken Staubschicht befreit. Nach der Montage war das Tischkreuz fertig für die weiteren Schritte der Vermarktung. Die fehlenden Ähren können natürlich auf Wunsch ergänzt werden, dies soll jedoch der zukünftige Besitzer entscheiden dürfen.

Tischkreuz in Einzelteile zerlegt
Tischkreuz Rückseite mit demontierter Rückwand und herausgenommenen „Felsbrocken“

4. Schritt: Vermarktung

Für die Vermarktung über den Online-Handel werden vor allem aussagekräftige und detailreiche Fotos gebraucht, außerdem eine ausführliche Beschreibung inklusive Altersangabe und die Maße. Auch das Tischkreuz musste diese Prozedur über sich übergehen lassen. Doch keine falsche Scham, liebes Tischkreuz. Du bist sehr fotogen! Diese notwendigen Vorbereitungen sind zeit- und arbeitsaufwendig. Bis ein Objekt in unserem Online-Shop gelangt, kann es manchmal mehrere Wochen dauern.

5. Schritt: Kauf… Jetzt sind Sie dran!

Bisher konnte unser Neuzugang nur uns erfreuen. Jetzt sind die Schmuckstücke ausgehfertig und bereit, auch Ihr Herz zu erfreuen. Im Laufe der Geschichte haben unsere Antiquitäten teilweise bereits weite Reisen hinter sich gelegt. Eine hochwertige Antiquität ist oftmals ein langjähriger Begleiter durch das Leben. So kommt es z.B. nicht selten vor, dass wir süddeutsche Möbel aus Berlin oder Hamburg angeboten bekommen. Bei dem Tischkreuz kann man davon ausgehen, dass es noch keine weite Reise hinter sich hatte, lediglich zu uns an den Bodensee. Nun möchte es eine neue Liebe in der großen weiten Welt finden: beliebt sind solche Stücke nämlich in den USA. Vielleicht geht es auch wieder in den Schwarzwald zurück? Daheim ist es doch am schönsten.

P.s. die oben erwähnte Konsole hat es bereits in die USA geschafft. Wir sind gespannt, wohin das Tischkreuz geht.