Nähstock – ein neuer Möbeltypus des Biedermeier

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Hier präsentieren wir Ihnen den Biedermeier Nähstock. Ein kleines, praktisches Möbelstück, dessen Geschichte und Beliebtheit sich stetig gewandelt hat.

Ein neuer Möbeltypus

Ein Nähstock ist ein kleines Möbelstück auf einem Dreifuß. Dieser verhindert auf unebener Bodenfläche das Wackeln des Möbelstücks, im Gegensatz zu einem Möbelstück mit vier Beinen. Auf dem Dreifuß befindet sich eine Säule, welche einen zierlichen Nähkasten trägt. In der Säule befindet sich ein einfacher Mechanismus, mit dem man das Nähkästen in der Höhe anpassen kann, um eine optimale Arbeitshöhe einzustellen. Der Nähkasten ist mit ein- oder zwei Schubladen ausgestattet, wahlweise mit aufklappbarer Deckplatte und einem Nähkissen auf der oberen Ablagefläche. Die Schubladen sind mit Unterteilungen versehen, um eine Ordnung der Nähmaterialien zu ermöglichen.

Der Nähstock entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts als neuer Möbeltypus. Handarbeiten wurden immer beliebter. Und so benötigte die Dame von Welt einen Ort, an dem sie ihre Arbeitsmaterialien immer griffbereit hatte. Während der Beistelltisch einem ähnlichen Zweck diente und mit einer großen Arbeitsfläche punktete, ist der Nähstock handlicher und flexibel an verschiedenen Orten einsetzbar. Der Nähstock war ausschließlich für das Nähen und Sticken konzipiert und wurde auf das Wichtigste reduziert. Ein neuer Möbeltypus war entstanden.

Der Wandel zum Sammlerobjekt

Während in der Biedermeierzeit der Nähstock praktisch wertvoll und für die alltägliche Benutzung gedacht war, entwickelte er sich ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem „must have“. In einigen Haushalten der Nachkriegsgeneration wurden ganze Zimmer im Biedermeierstil eingerichtet. Neben gewöhnlichen Möbelstücken wie einem Schreibschrank, Sofa, Salontisch, passenden Stühlen, Vitrine, Schrank, gab es noch andere Dinge, die in ein Biedermeierzimmer gehörten: ein Spucknapf, Kohlebehälter, Nähtisch sowie Biedermeierrahmen mit Gemälden oder Scherenschnitten. Da durfte natürlich ein Nähstock nicht fehlen.

Ein Helferlein im Alltag – mehr als nur ein Vide Poche

Heutzutage geht der Trend in eine gegenläufige Richtung. Der Nähstock, als Sammelobjekt eher von geringer Bedeutung, findet wieder seine Verwendung als nützliches Helferlein im Alltag. Heute wo die Zeiten immer stressiger und hektischer werden, ist man auf Ordnung und Struktur, die den täglichen Ablauf beschleunigen, angewiesen. Selbst auf kleinem Raum, z.B. in einem Flur oder Eingangsbereich, bietet der Nähstock eine hervorragende Möglichkeit, die wichtigsten Dinge des Alltags unterzubringen, als sog. „Vide Poche“ (Taschenentleerer). Durch die stoffbezogene Oberfläche kann der Nähstock als Ablage für den Schlüsselbund, das Smartphone oder den Geldbeutel dienen, ohne dass sensible Oberflächen verkratzt werden. Münzgeld oder andere Kleinigkeiten können in den Schubladenabteilungen verstaut werden. Doch auch andere Orte der Nutzung sind denkbar. So kann z.B. ein grober Stoff zum Feststecken von Ohrsteckern dienen. Der Nähstock wäre dann am Bett, beim Kleiderschrank oder neben dem Spiegel eine helfende, ordnende Hand. Oder im Büro als Alternative zur Pinnwand, um Notizzettel zu befestigen oder eine Liebesbotschaft an den Partner.