Funk, Kunsthandwerkerfamilie aus Bern

Herkunft

Die Kunsthandwerkerfamilie Funk stammte vermutlich aus Zürich, wanderte nach Frankfurt am Main zu und wird mit Johann Lorenz Funk (1666 -1734) erstmals 1695 in Murten/Westschweiz/Kanton Freiburg nachgewiesen. Mit 10 Kindern gelangte die Familie Funk nach Bern. 5 Söhne und deren Nachkommen machten sich einen Namen im Kunsthandwerk.

  • Mathäus Funk, Ebenist (1697-1783) und sein Sohn Daniel Beat, Uhrmacher (1726-1787)
  • Johann Lorenz Funk, Schlossermeister (1699-1778)
  • Johann Friedrich Funk I. (1706-1775) und sein Sohn Johann Friedrich II., Bildhauer (1745-1811)
  • Johann Peter Funk, Seidenweber und Rahmenvergolder (1711-1771)
  • Sigmund Emanuel Funk, Bildhauer und Kunsthändler (1722-1781)

Etliche Möbel aus der Werkstatt Funk befinden sich in der Sammlung Schloss Jegensdorf bei Bern sowie im Historischen Museum Bern, auf Schloss La Sarraz (Kanton Waadt) und Schloss Wildegg (Kanton Aargau).

Mathäus Funk (1697-1783)

War der älteste Sohn des Postspediteurs Johann Lorenz Funk. Er absolvierte eine Tischlerlehre, seine Wanderjahre führten ihn nach Frankfurt/Main und Paris. Er wird 1724 in Bern als Ebenist und Vergolder ansässig. Mathäus Funk war mit der Boulle Technik (Einlegearbeiten) vertraut und wendete diese an Pendulengehäusen an. Sein Sohn, Daniel Beat Ludwig Funk (1726-1787) arbeitete als Uhrmacher in der väterlichen Werkstatt. Mathäus Funk arbeitete mit seinem Bruder Johann Friedrich I. gemeinsam in einer Werkstatt, die 1764 die damals hohe Anzahl von 5 Gesellen aus Deutschland und Schweden beschäftigte. Die gute Auftragslage der Werkstatt Funk lässt sich u.a. damit erklären, dass 1725 in Bern ein Umbruch vom Barockstil hin zu Louis XIV. und dem Régence stattfand. Auch die Lockerung der herrschenden Zunftordnung in Bern kann dazu beigetragen haben. Bern betrieb eine Handwerksförderung für Schreiner und Tischler, so wurde ein Meister auch ohne die Fertigung eines Meisterstückes zugelassen. Der Hintergrund dieser Förderung bestand vom Rat der Stadt Bern darin, den Geldabfluss für importierte, hochwertige Luxusmöbel zu stoppen.

Werkstatt Funk

Die Brüder Funk fertigten Luxusmöbel von hoher Qualität, wertvolle Ebenistenarbeit mit Einlegearbeiten, die nicht signiert wurden. Anfangs hatten die Möbel noch eher unbewegte Formen, die dann in kühne Schweifungen übergingen. Insbesondere bei Kommoden wurden auch Bauchungen gestaltet. Um 1740/45 entstand die „klassische Funk Kommode“, die meist mit Marmorplatten aus „Marbre de Roche“ aus dem Waadtland oder „Oberhasli Marmor“ gefertigt wurden. Die Funk Kommoden waren 2 und auch 3 schübig und die Schubladen häufig mit Herrnhuter Kleisterpapier ausgeschlagen. Die Form der höfischen „Funk Kommode“ war so bekannt und beliebt, dass die Grundform noch nach 1770 von anderen Berner Möbelschreinern übernommen wurde. Eine Besonderheit der klassischen Funk Kommode sind die fixen Schubladengriffe. Darunter ist zu verstehen, dass diese Beschläge zum Teil ein Schlüsselloch beinhalten, aber keine extra Handgriffe, sondern Ausbuchtungen innerhalb der Beschläge zum Aufziehen der Schubladen.Für Applikationen aus Bronzeguss oder Messingguss, wie die Schürzen von Kommoden und auch für Sabots waren in der Werkstatt Funk eigene Gürtlermeister, Lorenz Schalck aus Schaffhausen und Gottfried Tramker aus Dresden zuständig. Diese fertigten auch die teils vergoldeten Beschläge, sowie Griffe und Schlüsselschilder. Diese waren oft aus getriebenen Messingblech mit fein graviertem Dekor oder auch ziseliert. Dass Mathäus Funk in seiner Werkstatt eigene Gürtler beschäftigen durfte, war eine Besonderheit. Die Berner Zunft der Gürtler war damit nicht gänzlich einverstanden und so durfte in der Werkstatt Funk nur für die eigenen Möbel Zierraten und Beschläge hergestellt werden, aber nicht an andere Möbelhersteller verkauft werden. Ein Schreibschrank mit Aufsatz „Troiscorps“ mit einer Uhr entstand 1740/45 aus Nussbaum Maserfurnier. Die Werkstatt Funk verarbeitete Edelhölzer wie Palisander, Amarant (Bois de violet) und Rosenholz. Auch Kirschbaum, Eibe und Nussbaum fanden Verwendung. Rhombische Marketerie aus Kirschbaum und Palisander zierte manche Möbel. Gefertigt wurden Kommoden, Pendulengehäuse, Schränke, Sitzmöbel, Tische, Kleinmöbel und Kleinobjekte.

Kunden der Werkstatt Funk

Zwei Kanzeln für eine Kirche in Bern und Könitz stammen aus der Werkstatt Funk. Die hochwertigen Möbel wurden von Privatleuten, der oberen Gesellschaftsschicht der Schweizer Städte, insbesondere auch vom Rat von Bern und vom württembergischen Hof sehr geschätzt. Mathäus Funk besaß großes Geschick darin, seine Möbel in öffentlichen Räumen platzieren zu können, z. B. Ratstische für die Bürgerstube im Rathaus Bern. Auch lieferte er Uhrenkabinette teils mit Einlagen in Boulle-Technik für die Ratsstube in Bern. Auch 4 Sofas und Lehnstühle wurden für die Berner Ratsstube gefertigt. Die in der Werkstatt Funk hergestellten Möbel waren zwischen 1724 und 1780 in Ausführung und Stil maßgeblich für Bern. Die Familie Funk war nach 30 Jahren ihres Schaffens in Bern so angesehen, dass alle 5 Brüder einen „Burgerbrief von Nidau“ erlangen konnten. Mit 83 Jahren übergibt Mathäus Funk 1780 die Ebenistenwerkstatt an seinen Meistergesellen Christian August Müller aus Sachsen. Als Mathäus Funk mit 86 Jahren verstirbt, hinterlässt er dem Sohn David, der als Uhrmacher bei Vater tätig war, ein stattliches Vermögen in Bargeld, sowie hochwertiges Wohnungsmobiliar und einen bereits gefertigten, noch unverkauften Warenbestand.

Daniel Beat Ludwig Funk (1726-1787)

Daniel war der älteste Sohn von Mathäus Funk und Maria Magdalena Wäber. Zusammen mit der Familie wohnte er beim Vater im Kommerzienhaus in Bern. Nach seiner Uhrmacherlehre und den Wanderjahren ist er ab 1750 beim Vater als Uhrmacher in dessen Werkstatt tätig. Die Werkstatt Funk besteht aus Mathäus Funk, seinem Bruder Johann Friedrich Funk I. und dessen Sohn, Johann Friedrich Funk II. Innerhalb dieses Familienunternehmens fertigt Daniel im Stil des Rokoko Wanduhren, Taschenuhren, kleine Pendulen und Standuhren sowie sogenannte Monstranzuhren (ein beliebter Uhrentypus in der Renaissance, Tischuhr deren Gehäuse an eine Monstranz erinnert). Die Uhrgehäuse, teils mit Schildpatt Einlagen und geschnitzten Rahmen wurden von den Ebenisten der Werkstatt gefertigt. Da Daniel die Emaillierkunst nicht selbst beherrschte, wurden emaillierte Ziffernblätter und Kartuschen in Paris in Auftrag gegeben. Wenn Daniel die Uhren verkaufte, trugen diese die Aufschrift: FUNK FILS A BERNE. Gegen Ende seines Schaffens (um 1782) fertigt Daniel noch hoch komplizierte Mechaniken für bewegliche Bilder an, die sogenannten „Tableaux mouvants“.

Johann Friedrich Funk I. (1706-1775)

Johann war der 3. Sohn von Johann Lorenz Funk, dem Bruder von Mathäus Funk. Mit seiner Frau, Anna Elisabeth Küpfer (1709-1784) hatte er 7 Kinder, deren Paten Herrnhuter waren aus dem Zentrum der Schweizer Herrnhuter von Montmirail. Er fängt für 1 Jahr eine Lehre als Seidenweber an, macht dann aber eine Ausbildung zum Bildhauer. Über seine Lehrjahre und Wanderjahre ist nichts bekannt, außer einer Tätigkeit als „Sculpteur“ in Creux-de-Genthod bei Genf. Seine Werkstatt in Bern, mit 1 Lehrling (Abraham Wäber) ab 1731 erhält einen ersten großen Auftrag: die Fertigung eines Thrones für das Haupt der Republik im Rathaus von Bern. Es entsteht 1735 der „Schultheissenthron“ für die Burgerstube im Berner Rathaus, mit den Hauszeichen und Zunftzeichen der Zunft zum Mittellöwen. Er stellt auch große Spiegel in seiner Werkstatt her. In diesem Zusammenhang gelingt es Johann, in der Blüte seiner Schaffenszeit 1742 ein Monopol für den Verkauf von Glas und Spiegelglas für die Schweiz von der württembergischen Spiegelfabrik Stuttgart in Spiegelberg (einer fürstlichen Institution) zu erhalten. Diese Gläser werden von Spiegelberg aus auf schlechten Straßen bis nach Schaffhausen transportiert, was den Import schwierig und teuer macht. Johann Friedrich Funk betreibt eine eigene Marmorsäge und Schleiferei mit einer Wohnung für die Arbeiter am Fluss Aar. Dadurch kann er für seine Marmorarbeiten die Abhängigkeit von Marmorsägen in Grindelwald und Vevey ausschließen. Künstlerisch ist Johann Funk von Johann August Nahl beeinflusst. Nahl war Bildhauer und Stuckateur und wurde von Friedrich dem Großen 1741 von Straßburg nach Berlin geholt. Er war an der Ausstattung der Berliner Schlösser (Sanssouci, Charlottenburg, Stadtschloss und dem Opernhaus Berlin) maßgeblich beteiligt. Nahl suchte in Bern 1746 -1755 Zuflucht und kam so in Verbindung mit der Familie Funk. Johann Funk arbeitete mit Johann August Nahl zusammen am Orgelumbau im Berner Münster.

Die Werkstatt Johann Funk fertigte Kamineinfassungen (auch aus Marmor), Tische, Kommodenblätter aus Marmor, Wandkonsolen, Konsoltische, Taufsteine und Altäre sowie Mörser und Tabakschatullen. Bauplastik aus der Werkstatt Funk wurde für das Stiftsgebäude am Münsterplatz und dem Blatternspital Bern hergestellt. Auch außerhalb von Bern fertigte Funk Bauplastik an für Avenches, Murten und Basel. Auch fand in der Werkstatt eine bedeutende Produktion von Spiegeln und teils vergoldeten Rahmen statt. In der Werkstatt waren Lehrlinge und Gesellen angestellt. Beide Brüder von Johann Funk, Sigmund Emanuel (ein Bildhauer) und Johann Peter arbeiteten zusammen mit dem Neffen Daniel Funk in der Werkstatt. Mit Daniel Funk veranstaltet Johann Funk eine „Lotterie von Uhren, Spiegeln und Tableaux“. Die Kunden von Johann Funk waren hauptsächlich die Räte von Bern, die Berner Zünfte, das Bürgerspital und Waisenhaus sowie der gehobene Bürgerstand. 1775 übernimmt der Sohn Johann Friedrich Funk II. das Geschäft des Vaters mit der Marmorsäge und dem Warenlager.

Johann Friedrich Funk II. (1745-1811)

Wohnte mit 19 Jahren noch beim Vater und geht dann nach Genf und Paris. In Paris besucht er die Akademie des königlichen Bildhauers Louis Claude Vasse. Nach seiner Rückkehr von Paris nach Bern gestaltet er im Stil von Ludwig XVI. seine Werke. Er betreibt eine Werkstatt mit 6-7 Mitarbeitern und einen Laden mit Verkauf. Seine Werkstattmitarbeiter sind Holzbildhauer, Tischmacher, Vergolder, Polierer und Spiegelschneider. Die Werkstatt stellt Spiegel und Rahmen verschiedenster Art und Größe her, sowie Konsoltische, Leuchter, Marmortischplatten und Kamineinfassungen aus Marmor. Eine Spezialität der Werkstatt ist die Herstellung von Marmormusterplättchen, sogenannten „Eschantillons“ aller Sorten von inländischem Marmor. Viele Epithaphen (Grabgedenkplatten) in Berner Kirchen werden von Funk gefertigt. Ein Kuriosum ist die Tatsache, dass die Werkstatt Johann Funk bereits in damaliger Zeit Einrichtungsgegenstände nicht nur verkauft, sondern auch auf Zeit vermietet. Modern ausgedrückt also eine Art „Leasing“ und das in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Wie bereits sein Vater erhält Johann Funk 1785 den Auftrag, einen neuen „Schultheissen Thron“ für das Rathaus in Bern zu fertigen. Dieser ist im klassizistischen Stil des Louis XVI. mit Bildhauerarbeiten in Stein und Holz gestaltet und gänzlich mit Gold überzogen. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang des „Alten Berns“ um 1798 verkauft 1800 Johann Funk die Marmorsäge und gibt die Werkstatt auf.

Johann Peter Funk (1711-1771)

Er war der 2. jüngste Bruder von Mathäus Funk. Johann Peter war Seidenweber und Rahmenvergolder. Es ist anzunehmen, dass er bei seinem Bruder in der Werkstatt als Vergolder tätig war.

Sigmund Emanuel Funk (1722-1781)

War der jüngste Bruder des Ebenisten Mathäus Funk. Vielseitig begabt war er tätig als Bildhauer, Zeichner, Vergolder und in späteren Lebensjahren auch Kunsthändler. Auch bei ihm ist anzunehmen, dass er wie sein Bruder Johann Peter ebenfalls in der Familienwerkstatt des Mathäus Funk arbeitete. Als Kunsthändler agiert er mit dem Verkauf von Gemälden u. a. an François Tronchin (1704-1798), einem Sammler und Ratsherrn aus Genf. An ihn verkauft Sigmund u. a. Werke von Willem van de Velde d.J. Und Philips Wouverman. Ein Gemälde von Antoine Watteau kann er an die Zunftgesellschaft Bern verkaufen.

Auskleidung von Möbeln mit „Buntpapier“ in der Werkstatt Funk

Ab 1730 kam es bei der Möbelherstellung in Mode, Schubladen und auch Innenräume von Schreibschränken mit Buntpapier auszutapezieren. Damit konnte man das für die Schubladen verwendete Tannenholz auf schöne Weise verdecken. Wurden für Schubladen oder das Innenleben von exklusiven Möbeln dagegen Furniere aus Edelhölzern verwendet, konnte man auf den Einsatz von Buntpapier natürlich verzichten. Die Herstellung von Buntpapier war bis zum 17. Jh. ein eigenes Handwerk. Es war ein handgeschöpftes Papier und wurde in der Menge als Ballen, Ries und Buch verkauft. Dieses Buntpapier wurde insbesondere von Buchbindern verwendet, die damit die Einbände von Büchern und Journalen gestalteten. Diese papierenen Erzeugnisse haben sich weitgehend erhalten, im Gegensatz zu den Austapezierungen bei Möbeln. Dieser Umstand erleichtert eine Datierung von Möbeln, an denen sich Spuren von Buntpapier erhalten haben. Denn Buchbinder und Ebenisten verwendeten zeitgleich identische Buntpapiere. Auch die Art der verwendeten Buntpapiere tragen zur Datierung bei. Hergestellte Buntpapiere:

  • Kleisterpapiere, meist mehrfarbig mit Marmoreffekt mit Kringel/Wellenoptik
  • Türkisches Papier wurde in ein Tunkbad getaucht und mit Nadel oder Kamm oft mit geometrischen Mustern, teils mehrfarbig gestaltet.
  • Kattunpapier wurde mit Modeln meist mehrfarbig, oft mit floralen Mustern, bedruckt.
  • Herrnhuter Papier ist ein Kleisterpapier.

Die Herrnhuter Religionsgemeinschaft wurde von Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1722 in Herrnhut/Sachsen gegründet. Die Handwerker der Herrnhuter produzierten Leinwand, bedruckte Kattunstoffe, Möbel, Blech, Lederwaren und Buntpapier. Diese Buntpapiere wurden im Chorhaus der ledigen Schwestern hergestellt, wofür 1764 sogar eine Manufaktur mit 6 Arbeiterinnen eingerichtet wurde. Das besondere Geschick der Arbeiterinnen und die große Sorgfalt bei der Herstellung machte dieses im Vergleich zu anderen Buntpapieren zwar teurer, aber auch schöner und haltbarer (durch eine Veredelung mit Schellack, Wachs oder Gelatine erhöhte sich die Abriebfestigkeit). Es wurde sehr bald unter dem Namen Herrnhuter Papier bis nach Berlin verkauft. Dieser Name ist auch in der Fachliteratur gebräuchlich.

Technik der Herstellung von Herrnhuter Kleisterpapier:

Das Papier wird mit gefärbtem Stärkekleister eingestrichen und frei Hand mittels Kämmen oder Stoffballen mit mehrfarbigen Mustern verziert. Die gebräuchlichen Farben dafür waren Florentiner Lack für die Farbe Karminrot, Indigo auch Berliner Lack genannt für die Farbe Blau, eine Abkochung aus Goldbeeren für die Farbe Gelb, um die Farbe Grün zu erhalten, mischte man Gelb und Blau.Die Muster waren meist Wellenbänder, wolkenartige Dekore und auch zopfartige Dekore, die zusätzlich noch schattiert ausgeführt wurden.

Literaturempfehlung zu Kunsthandwerkerfamilie Funk aus Bern

  • von Fischer, Hermann: „Fonck a Berne“ - Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jh. in Bern, Hsg.: Schriften der Burgenbibliothek Bern, Stämpfli Verlag AG Bern 2001, ISBN 3-7272-9115-X