Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä.(1709-1755/69?) und Johann Christian (1719-1778?)

Herkunft

Michael Hoppenhaupt, geboren um 1660 in Robur/Dänemark, war Baumeister und Bildhauer. 1711 berief ihn Herzog Christian nach Merseburg. Sein Sohn, Johann Michael (1685-1751) ist wie der Vater als Baumeister und Bildhauer in Zittau tätig. Nach dem Tod des Vaters tritt er unter Herzog Wilhelm in Merseburg dessen Nachfolge als sächsischer Hofbildhauer an und ist 40 Jahre dort tätig.

Johann Michael hat 3 Söhne, die in die Fußstapfen des Vaters treten.

  • Johann Michael II. (1709-1755/69?) ist ab 1740 als königlich preußischer Kabinettsbildhauer in Berlin tätig.
  • Johann Christian (1719- 1786) ist ebenfalls in Berlin tätig und erhält nach dem Weggang von Johann August Nahl den Titel:“Directeur des Ornements“
  • Moritz Ehrenreich (1723-1756) tritt die Nachfolge des Vaters als fürstlicher Baumeister und Bildhauer in Merseburg an.

Johann Michael II. erlernt das Bildhauerhandwerk und ist als Zieratenbildner in Dresden und Wien tätig. 1740 folgt er seinem jüngeren Bruder Johann Christian an den preußischen Hof und ist mit ihm zusammen für Friedrich II. tätig. Die Brüder wirkten unter dem Architekten von Knobelsdorff und Johann August Nahl, dem „Directeur des Ornements“ gemeinsam an der Ausstattung der preußischen Schlösser mit. Da es zu dieser Zeit in Deutschland nicht üblich war, dass Meister ihre Werke signierten, ist eine Differenzierung der Arbeiten zwischen den beiden Brüdern nur anhand von Rechnungsbüchern oder Auftragsbüchern möglich. Johann Michael war die Leitung der Ausstattung von Schloss Monbijou anvertraut. Arbeiten der Brüder finden sich im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg, dem Berliner Stadtschloss, dem Neuen Palais in Potsdam. Als gesichert gilt für Johann Michael die Wandschnitzerei im runden Schreibzimmer des Berliner Schlosses, sowie die Verzierung des Konzertzimmers in Sanssouci nach einem Entwurf von Johann August Nahl. J.M. Hoppenhaupt bedient sich eines neuartigen Dekors. So setzt er stabartiges Profilleistenwerk, Akanthusranken, Muschelwerk und Rocallien ein, die teilweise vergoldet wurden. Die in Frankreich von Oppenord, Watteau, Boucher, Pillemont, Pineau und Maissonnier verwendeten Motive wie Blätter, Blüten, Zweige, Früchte und Laub,- u. Blumenranken dienen J.M. Hoppenhaupt als Inspriation. Auch Motive der Tierwelt, wie Reiher und Drache finden sich. Ebenfalls verwendet Hoppenhaupt Motive mit Chinesengruppen und Kindern, die er äußerst apart in die Dekore integriert.

Die Verwendung von „C-Schwüngen“ für die führenden Linien zur Belebung der Fläche versteht er meisterhaft einzusetzen. Im Rokoko werden die Möbelformen geschwungener, Kommoden erscheinen mit gebauchten Fronten oder Seiten, die Ecken sind abgerundet. Schwung und Gegenschwung erzeugen den Eindruck, dass die ganze Fläche des Möbels „schwingt“. Begründet durch enge Beziehungen des preußischen Hofes nach Anhalt-Zerbst, fertigte Johann Michael Hoppenhaupt Wandverkleidungen und Möbel für das 1945 zerstörte Schloss Zerbst. Seine Möbel liefert er bis nach Schweden in das Schloss Tullgarn und nach Russland. Auch zeichnet er in den Jahren um 1740 etliche Entwürfe für die königlichen Kutschen, die dann von Berliner Handwerkern ausgeführt wurden. Zusammen mit seinem Bruder entwirft er auch Motive für die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur (KPM). Zwischen 1751 und 1755 veröffentlicht der Stecher Johann Wilhelm Meil 80 Entwürfe von Johann Michael Hoppenhaupt für Wand und Deckenornamentik, Kamine, Uhren, Möbel und Ausstattungen.

Die erste Ausprägung der Formen des Rokoko fand in Frankreich statt. Deren Vorreiter waren die Meister bei den Ornamentstechern: Lepautre, Bérain und Marot. In ihren Entwürfen finden sich lineare und bandartige Verschlingungen, Palmetten und Muschelmotive. Der Südfranzose Pierre Puget verwendet bei den von ihm entworfenen Konsoltischen dann bereits Schnörkelwerk mit Masken sowie geflügelte Drachen und Engel mit Bocksfüßen. Noch neuere Formen findet der Hofbaumeister Gilles Marie Oppenord (1672-1742). Inspiriert wurde er in Italien von Bernini und Borromini. Der Verleger und Stecher Huquier veröffentlicht in 3 Bänden Oppenords Entwürfe. Eine Asymetrie an Möbeln und eine ornamentale Formung des Möbelumrisses finden sich bei Juste-Aurèle Meissonnier (1693-1750). Der Stil von Johann Michael Hoppenhaupt lässt sich mit den Entwürfen von Meissonnier vergleichen.

François Boucher (1703-1770) zeigt an seinen Möbeln „Groupes d'entfants“ (die Darstellung kleiner Menschen/Kinder in der Ornamentik von Früchten, Blättern und Büschen). Huquir sticht danach Chinoiserien. Diese Darstellung von Kindern innerhalb einer Ornamentik findet sich auch bei Hoppenhaupt. In Deutschland waren die Möbelkünstler noch stark an die üppigen Formen des Barocks verhaftet. Vorreiter für den Umbruch vom Barock zum Rokoko war in Deutschland z. B. François de Cuvilliers (1695-1768) im Kunstzentrum München. Ab 1725 war Cuvilliers Hofarchitekt von Kurfürst Max Emmanuel. Cuvilliers spielte mit Dekorationsformen wie Pflanzen, Muscheln und Rocaillen, dies ist heute noch im Cuvillier Theater in München zu bestaunen. Namhafte Stecher und Verleger fertigten Stichfolgen von Dekorationselementen und veröffentlichten diese. In Augsburg waren dies Martin Engelbrecht und Johann Georg Hertel. Viele der Meister des Rokoko waren auch in Würzburg, Mainz und Dresden tätig.

Literaturempfehlung zu Hoppenhaupt

  • Schreyer, Alexander „Die Möbelentwürfe Johann Michael Hoppenhaupts des Älteren und ihre Beziehungen zu den Rokokomöbeln Friedrichs des Großen“ in Studien zur Deutschen Kunstgeschichte, Heft 288, J.H. Ed. Heitz, 1932, Straßburg
  • Kreisel, Heinrich und Himmelheber, Georg "Die Kunst des deutschen Möbels Spätbarock und Rokoko", Band II, Verlag C.H. Beck, München, 1983