Möbelmanufaktur Köster

Altonaer Möbel - „Spiegel und Mobilienfabriken“ der Familie Köster

Bedeutung von Altona für das Handwerk

Altona, ehemals Teil der Grafschaft Pinneberg, zählte im 18./19. Jh. staatsrechtlich zum Staatenverbund Dänemark (Königreiche Dänemark, Norwegen, Island, Grönland und die Herzogtümer Schleswig und Holstein). Bereits 1664 erhält Altona durch König Friedrich III. (1648-1670) etliche Privilegien zugesprochen, wie Religionsfreiheit, Niederlassungsrecht, Freihafenprivileg, Zollfreiheit und Gewerbefreiheit. Altona stand in diesen Zeiten in starker Konkurrenz mit Hamburg. Die oben genannte Privilegien kamen Altona als Wirtschaftsstandort in seiner Entwicklung zugute. Insbesondere das Freihafenprivileg (für die Rohstoffversorgung der Handwerksbetriebe) und die Zollfreiheit waren wegen der im napoleonischen Krieg verhängten Kontinentalsperre von Bedeutung. In Altona entstanden zunftähnliche Vereinigungen, sog. „Innungen“ bei den dortigen Tischlern. Durch die Gewerbefreiheit gab es aber auch die freie Ausübung des Tischlerhandwerks. Ein Niedergang der Altonaer Wirtschaft ergab sich um 1835 durch den Verlust sämtlicher Zoll Privilegien durch den politisch bedingten Zusammenschluss des Königreichs Dänemark mit den Herzogtümern Schleswig und Holstein.

Möbel aus Altona

Die dargestellte Kommode ist fast baugleich wie die Kommode auf der Titelseite der unten erwähnten Literaturempfehlung. Bitte beachten Sie, dass Möbelstücke in unserem Lexikon bereits verkauft sein können. Unser aktuelles Sortiment an Kommoden finden Sie unter dem folgenden Link: Kommoden.

Familie Köster – Möbel und Spiegel Herstellung – 100 Jahre Familienbetrieb

Die Familie Köster und ihre Handwerker

Johann Köster (1701 – 1782) fertigt in Altona Tischlerarbeiten für bürgerliche Zwecke (Spiegel, Kommoden und Schränke). Um 1750 betreibt er eine „Spiegel und Mobilienhandlung“. Sein Sohn Johann Jakob Köster (1739-1791) übernimmt 1774 den väterlichen Betrieb. Er gründet später eine eigene Möbelmanufaktur. Der zweite Sohn, Johann Friedrich Köster (1747-1812) erweitert die Manufaktur zusammen mit seinem Bruder. Ab 1767 werden in der Manufaktur Köster dann nur mehr Möbel angefertigt. Modernes Luxusmobiliar wird nicht mehr nur auf Auftrag angefertigt, sondern auch auf Vorrat und in einem Magazin gelagert. Die Möbel werden selbstständig vertrieben. Die so weit namentlich bekannten Lehrlinge der Manufaktur waren: Carl Daniel Vortor, Dietrich Westphalen, Johann Hinrich Schröder, Wilhelm Krey, Georg Jacob Wulfs und David v. d. Burg.

Werkstatt, Fertigung und Kundenkreis

Die Brüder Köster beschäftigen viele Gesellen, erwerben etliche Immobilien, legen ein Holzlager an und betreiben eine Sägerei. Die Manufaktur erweitert sich um eine Bildhauerwerkstatt, eine Stuhlmacherwerkstatt und eine Spiegelabteilung. Das Absatzgebiet der Kösterschen Manufaktur ist im „Hannoverschen“ und im „Mecklenburgischen“, Abnehmer sind das Großbürgertum und auch der Adel. In Celle und Rostock sind 2 Käufer namentlich bekannt. Die Manufaktur hatte inländisch Absatzmärkte in Dänemark, Norwegen und Schleswig-Holstein. Sie verkauften in Städten wie Tondern, Flensburg, Schleswig, Glückstadt/Wilster. Der Graf von Ranzau, Baron von Brokdorf und Drott v.d. Wensen zählten zu den Kunden der Kösterischen Manufaktur. Möbel aus der Manufaktur Köster sind in Schloss Schackenburg (Tondern) im Schloss Glücksburg (Flensburg) und in Augustenborg und Gottorf (Schleswig) erhalten. Um 1808 umfasst die jährliche Produktion von Möbeln bei Johann Jacob Köster 70 Stücke von Spiegeln, Kommoden, Tischen, Stühlen und Sofas. Von 1815 bis 1829 war sogar eine Gewürzhandlung der Manufaktur angegliedert.

Weiterführung der Werkstatt

Johann Jacob verstirbt 1841, seine Witwe führt die Geschäfte bis 1844 weiter. Friedrich Köster jun. übernimmt 1845 die Manufaktur, allerdings werden nun ausschließlich Spiegel hergestellt. Aus den Büchern der Firma geht hervor, dass 1.801 Stücke Spiegelglas, 2.200 Spiegel und 180 Spiegelrahmen verarbeitet, bzw. hergestellt wurden. Die Spiegel und Vergolderarbeiten der Kösterschen Spiegelmanufaktur waren vorbildlich für den gesamten norddeutschen und dänischen Kulturraum.

Provenienz von Altonaer Möbel

Die Provenienz von Altonaer Möbel konnte oft auf bisher erhaltenen Stücken anhand einer Stempelung aus rotem Siegellack hergeleitet werden. Diese Stempelung wurde unter dem dänischen König Christian VII. (1761- 1818) verwendet, um eine zollfreie Einfuhr in die Herzogtümer Schleswig/Holstein zu ermöglichen. 1715 wurde die Zollfreiheit aufgehoben, man befürchtete eine zu starke Konkurrenz zu Kopenhagener Werkstätten. 1768 kam dann noch die Aufhebung der Zollfreiheit von Altonaer Möbeln für Schleswig und Holstein. Der Grund hierfür dürfte in der kostengünstigeren Lieferung von Möbeln aus Hamburger Werkstätten zu suchen sein. Eine Zollfreiheit für Produkte aus Altona gab es erst wieder 1777, unter König Christian VII. Die verwendeten Lacksiegel an Möbeln aus Altona dienten vor allem dem Zweck, um Schmuggel von fremden Waren über das abgabenfreie Altona zu unterbinden. Die Siegel veränderten im Laufe der Zeit ihr Aussehen. Unter Friedrich VI. (1808 -1839) brachte man an Altonaer Möbeln auch Plomben an, auch gefärbte oder eingebrannte Stempel sowie eingearbeitete Merkzeichen. Behördlicherseits wurde die Kennzeichnung von Altonaer Möbeln strikt überwacht. Es gab sogenannte „Stempelungsbeamte“, die verwendeten Lacksiegel wurden geprüft und zugelassen von den Älterleuten der „Innung“ des Tischlerhandwerks. Die verwendeten Stempelungen lassen bedingt auch eine Herstellungszeit bestimmen. Der „Möbelpapst“ Heinrich Kreisel bezeichnet die Möbelgattung der Altonaer Möbel als „eine der künstlerisch höchsten und originellsten Gruppen des deutschen Möbelhandwerks im 18. Jahrhundert“.

Literaturempfehlung zu Möbelmanufaktur Köster

  • Kratz, Annette-Isabell: „Altonaer Möbel des Rokoko und Klassizismus“, Edmund J. Kratz & Co. Verlag, Hamburg 1988.