Julius Zwiener mit Brüdern Emmanuel und Josef

Werdegang, Herkunft und Familie

Julius Zwiener (1867-1922) kam auf Anregung von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) und dessen Mutter Victoria von Großbritannien und Irland (1840-1901), von Paris nach Berlin. Julius Zwiener eröffnete 1894 in Berlin seine Werkstatt und wurde zum Hoflieferanten von Wilhelm II.

Die von Zwiener gefertigten Möbel waren mit J.ZWIENER gestempelt.

Er interpretierte in moderner Art die Möbeltypen des Louis XV. mit Bronzebeschlägen nach Entwürfen von Léon Messagé und Möbel im Louis XVI.- Stil.

Für Kaiser Wilhelm II. fertigte Zwiener eine Schlafzimmerausstattung für das Berliner Schloss an. Ebenfalls für das Neue Palais, die zeremoniellen Räume und für die fürstlichen Gästewohnungen fertigte Julius Zwiener höfische Möbel.

Dass man den Ebenisten Zwiener nach Berlin holte, hatte auch einen politischen Hintergrund. Berlin als aufstrebende Metropole wollte sich auch in der Möbelherstellung mit Paris messen können.

Der ältere Bruder von Julius Zwiener, Emmanuel (1849- nach 1907) war ein führender Pariser Ebenist, der bereits Geschäftsbeziehungen zu Wilhelm II. hatte. Von Paris aus lieferte er u.a. eine Standuhr, ein Bureauplat, einen Secrétaire sur table (Damenschreibtisch), Teetische und Blumentische nach Berlin an den Hof. Emmanuel`s Möbel waren mit "E.Zwiener" gestempelt.

Bereits 1895 mit nur 45 Jahren gibt Emmanuel Zwiener seine Pariser Werkstatt auf und verkauft diese an Jean-Henri Jansen.

Der andere Bruder, Josef (1851-1902) betrieb in Breslau eine Möbelproduktion „Jos. Zwiener`s Kunsttischlerei und Möbel-Fabrik mit Dampfbetrieb/Breslau“.

Die Brüder Zwiener stammten aus Heidau, Kreis Neiße in Schlesien. Durch seine Tätigkeit bei seinem Bruder Emmanuel in Paris hatte Julius ein großes Wissen und war im Besitz vieler Skizzen. So war er in der Lage, das Pariser Stilbewusstsein nach Berlin mitzubringen. In Paris erwarb er bei seinem Bruder das Wissen um die Herstellung vergoldeter Bronzen, wofür er in Berlin großes Ansehen genoss. Auch profitierte er von den guten Geschäftsbeziehungen seines Bruders nach Berlin.

Kundenkreis

Der damalige Modegeschmack bei der Einrichtung orientierte sich an den Wertmaßstäben der traditionsbewussten Könige, dem auch der Adel folgte.

Der Kundenkreis von Julius Zwiener war der Berliner Hof und der Adel (Hans Heinrich XV. von Hochberg, Fürst von Pleß), sowie die gut gestellte Oberschicht. Er verkaufte auch an staatliche Institute und an das Privatpublikum. Viele der Wohnungen der Hofgesellschaft waren mit Zwiener Möbeln eingerichtet.

Als der Werkstatt liquide Mittel fehlen zur Materialbeschaffung und durch die für die Produktion nötige Anstellung von Gürtlern (Metallverarbeiter), Ziseleuren und Vergolder bittet Zwiener Kaiser Wilhelm II. um ein Darlehen. Dieses wird ihm gewährt, da man der Ansicht ist, dass es von nationalem Prestige ist, dass Zwiener für Berlin erhalten bleibt.

Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 war Berlin mit Möbelstücken vertreten, teils mit original französischem Mobiliar aus dem Besitz von Friedrich dem Großen aus Schloss Sanssouci.

Auch Julius Zwiener stellte von ihm gefertigte Möbel aus, die Möbeln aus dem Atelier von François Linke und Emmanuel Beurdeley sehr ähnlich waren.

Viele der Möbel von Julius Zwiener haben sich im "Huis Doorn" in Holland erhalten. Die ehemals für die Berliner Schlösser gefertigten Möbel wurden dem abgedankten Kaiser nach Holland gegeben für das "Huis Doorn" (Haus Doorn). Dies war der Exil Aufenthalt von Wilhelm II. nach seiner Abdankung 1918.

So finden sich Wandvitrinen, 2 Vitrinen, Bücherregale, ein verglaster Vitrinentisch, eine Standuhr sowie zwei Konsoltische im jetzigen Museum von Haus Doorn. Alle Möbel wurden von Julius Zwiener entworfen und gefertigt, sowie gestempelt. Exquisite Hölzer wie Rosenholz, Mahagoni und Palisander kamen zur Verwendung.

Zwiener Möbel finden sich auch noch in der Burg Hohenzollern, dem Schloss Charlottenburg und dem Berliner Kunstgewerbemuseum.

Weiterführung der Werkstatt

Nach dem Tod von Julius Zwiener 1922 wurde die Werkstatt mit Übernahme des Namens bis 1950 weitergeführt. Ab 1934 war der Tischler Albert Feldmann Geschäftsführer und künstlerischer Leiter.

Konkurrenten

Zeitgleich standen folgende Handwerker, ebenfalls Hoflieferanten, in Konkurrenz zu Julius Zwiener

  • Der Hoftischler Franz Borchmann in Potsdam, der für die Ausstattung im Berliner Schloss und im Neuen Palais Möbel fertigte.
  • Der Hofgürtler Carl Heinrich Preetz (1835-1910), der feuervergoldete Bronzebeschläge erster Güte herstellte.
  • Sowie dessen Sohn, Heinrich Preetz, der Möbel aus Palisander, Ebenholz, Königsholz, Satinéholz und Amarant fertigte.
  • Hermann Rose in Potsdam, Bildhauer und Ornamentschnitzer, der Kandelaber und Kaminschirme im Rokokostil fertigte.
  • Otto Rohloff in Berlin, ein Bildhauer und Ziseleur.
  • Adolf Hoffmann (1840-1905) ein Holzbildhauer, der für Wilhelm I. einen Thronsessel fertigte. Er war für die „Königlichen Preußischen Schlösser“ in Berlin und Potsdam tätig.

Literaturempfehlung zu Julius Zwiener

  • Meiner, Jörg: „Berliner Belle Epoque – Der Ebenist Julius Zwiener und die Kunstmöbel für den Hof Kaiser Wilhelm II. 1888-1918", Michael Imhof Verlag
  • Staatliche Schlösser u. Gärten Berlin und Autoren, "Kaiserlicher Kunstbesitz aus dem Holländischen Exil Haus Doorn", Ausstellungskatalog Schloss Charlottenburg u. Große Orangerie, Berlin 1991, ISBN 3-87584-357-6