Polimentvergoldung
Bei der Polimentvergoldung spricht man von der Vergoldertechnik, bei der mit Hilfe von Blattgold oder Schlagmetall und dem passenden Untergrund und Poliment, eine hochglänzende Goldoberfläche erzeugt wird. Sie unterscheidet sich von der Ölvergoldung oder der Feuervergoldung durch ihr Erscheinungsbild und ihre Technik.
Aufbau einer Polimentvergoldung
Wenn es sich nicht um Stuckarbeiten handelt, besitzen Polimentvergoldungen in der Regel einen hölzernen Kern. Dieser wird bis zum Feinschliff inkl. Wässern vorbereitet. Das bedeutet, eventuelle Schnitzereien sind vollständig ausgearbeitet worden und es sollten keine Veränderungen mehr an Form und Qualität notwendig sein. Danach wird das Holz mit einer Leimtränke eingestrichen. Dadurch wird die Saugfähigkeit des Holzes herabgesetzt. Dies hat den Zweck, den Kreidegrund vor einer zu schnellen Trocknung zu bewahren und somit Rissbildung zu vermeiden. Die Leimtränke sollte eine Konzentration von ca. 80g/l besitzen. Ist die Konzentration zu hoch, bleibt der Leim auf der Oberfläche liegen, was die Eigenschaften des Untergrunds negativ beeinflusst. Nachdem die Leimtränke eingezogen und getrocknet ist, kann mit dem Kreidegrundauftrag begonnen werden.
Der Kreidegrundaufbau
Dabei gibt es unterschiedliche Philosophien. Es gibt die Möglichkeit, die verschiedenen Schichten des Kreidegrunds, auf unterschiedliche Art und Weise aufzutragen, sowie unterschiedliche Zusammensetzungen zu verwenden. Je nachdem, welchen Ansprüchen die Vergoldung genügen muss, bzw. welche Vorgehensweise einem am besten liegt. Für gewöhnlich besteht der Kreidegrund aus Champagnerkreide, China Clay und Bologneserkreide in einem Mischungsverhältnis von 1/1/1. Eingestreut in Leimtränke bei einer maximalen Temperatur von 40°C. Eine erste Schicht aus Steinkreide wird allerdings häufig empfohlen. Die Kreiden sind in diesem Fall so gewählt, dass sie sich durch ihre Eigenschaften möglichst ergänzen und Nachteile reduziert werden. Insgesamt werden ca. 3 Schichten aufgetragen. Die erste Schicht sollte nicht gestrichen, sondern gestupft werden. Dabei ist zu beachten, dass jede Stelle erreicht wird und dass nicht zu oft auf dieselbe Stelle gestupft wird und zu dick aufgetragen wird. Sonst besteht die Gefahr, dass Luft in die Schicht eingearbeitet wird und die Oberfläche porös erscheinen lässt bzw. sich Risse bilden. Diese Luftblasen oder Risse müssen später dann mühsam zugeschlämmt werden. Die nächste Schicht wird erst dann aufgetragen, wenn die vorherige vollständig getrocknet ist. Nachdem der Kreidegrund mehrmals aufgetragen wurde (ca. 2-3 Schichten) muss die Fläche geschliffen werden. Unter Umständen empfiehlt sich, zunächst mit einem Nassschleifpapier zu beginnen. Dabei lassen sich kleine Fehler, die beim Auftrag gemacht wurden, korrigieren. Wichtig ist, nie mit Nassschleifpapier aufzuhören. Das bedeutet, nach jedem Arbeitsgang mit Nassschleifpapier folgt ein Arbeitsgang mit Trockenschleifpapier. Geschliffen kann werden bis zu einer Körnung von ca. 420. Jeder Arbeitsgang sollte sehr gewissenhaft ausgeführt werden, denn wenn man einen Fehler in den nächsten Arbeitsgang mitnimmt, ist dieser fast unmöglich mehr zu korrigieren.
Eine Polimentvergoldung ist nur so gut wie ihr Untergrund.
Nach dem Schliff kann vergoldet werden. Zum Schluss wird die Oberfläche mit einer Leimlösche eingestrichen. Diese ist etwas höher konzentriert als eine Leimtränke und sollte eine Konzentration von ca. 100g/L aufweisen.
Das Poliment: Der Bolus
Dieser bildet den Abschluss vor der Vergoldung und bildet die wichtigste Komponente der Vergoldung. Ohne diese Schicht würde das Gold kaum polierbar sein. Im Laufe der Geschichte wurde er in verschiedenen Farben verwendet, je nachdem wofür er verwendet wurde. Für Silber kam zum Beispiel häufig blauer Bolus zum Einsatz. Für eine herkömmliche Polimentvergoldung ist es in der Regel gelber und roter Bolus. Genau genommen bildet der Bolus nur die Grundmasse und besteht aus einer speziellen Tonerde. Dieser Bolus wird dann aufbereitet und mit Leimwasser und anderen Zutaten vermengt und zu Poliment verarbeitet. Dieser ist gebrauchsfertig im Handel erhältlich. Auch da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Farbfolge. Verarbeitet wird das Poliment, wie der Kreidegrund. Das heißt, es werden drei Schichten aufgetragen,- wobei die erste Schicht aus gelben und die letzten zwei Schichten aus rotem Poliment bestehen. Ist die letzte Schicht getrocknet und geglättet, kann mit dem Vergolden begonnen werden.
Das Vergolden oder Anschießen
Hierzu benötigt man verschiedene Werkzeuge, um gründlich und zügig arbeiten zu können.
- Vergoldermesser, um das Gold zu schneiden
- Ein Feenhaarpinsel, um das Gold aufzunehmen
- Einen Gefäß mit einer Mischung, der sog. Netze, von 50/50 Wasser/Ethanol
- Einen Langhaarpinsel, um die Mischung aufzutragen
- Einen oder mehrere Achate zum Polieren.
Das Blattgold wird zunächst auf dem Vergolderkissen zugeschnitten. Dann wird die Oberfläche des Werkstückes mit der Netze benetzt. Im direkten Anschluss wird das Gold mit dem Feenhaarpinsel, möglichst zügig, aufgenommen und auf die Oberfläche appliziert. Die Oberfläche wird das Gold förmlich ansaugen. Es ist stets darauf zu achten, dass keine Netze auf die Goldoberfläche gerät, weil dadurch die Vergoldung "Blind" werden kann. So werden Stück für Stück die Goldblätter "angeschossen". Die Blattgoldabschnitte sollten immer mit leichtem Überstand aneinandergelegt werden, um Fehlstellen zu vermeiden. Danach sollte eine gewisse Zeit gewartet werden. Wie lange, hängt vom Poliment und von der Umgebung ab (Luftfeuchtigkeit und Temperatur). Man kann kontrollieren, ob die Oberfläche bereit zum polieren ist, indem man mit dem Finger darüber streicht. Quietscht sie, so kann man polieren. Beginnt man zu früh mit dem polieren, riskiert man, dass die Oberfläche aufreißt. Beginnt man zu spät, wird man nicht mehr den höchsten Glanzgrad erreichen können.
Fertigstellung
Arbeitet man mit reinem Blattgold, so ist die Oberfläche einer Polimentvergoldung sehr alterungsbeständig. Allerdings können zum Schutz noch Firnisse oder künstliche Patina aufgetragen werden.
Erkennen einer Polimentvergoldung
Grundlegende Merkmale sind zunächst einmal der Aufbau unter dem Gold. Ist der nicht vorhanden, handelt es sich nicht um eine Polimentvergoldung. Tiefen von Schnitzereien sind häufig nicht mit Blattgold belegt worden, um unteranderem Material zu sparen. An diesen Stellen liegt dann das Poliment frei. Bei alten Vergoldungen ist die Goldschicht häufig etwas abgegriffen und durchgerieben. Dadurch kann man die Überlappungen der einzelnen Goldblätter erkennen. Weil dort das Gold doppelt so dick übereinander liegt, ist die Vergoldung besser erhalten als an den vorwiegend dünneren Stellen.